Philipp Hochmair zu Gast
Prominenter Besuch im Turnsaal des BRG Ringstraße
Er liebe die Herausforderung, heißt es. In einem Interview mit profil-Redakteurin Angelika Hager (erschienen erst kürzlich im Jänner 2023) sagt er über sich: „Extremsituationen finde ich immer aufregend und inspirierend, mit Routine kann ich wenig anfangen.“ Vielleicht erklärt diese Herangehensweise und Sicht auf die Dinge, warum ein Schauspieler seines Kalibers zu uns in den Turnsaal des BRG hinabsteigt, um 15- bis 17-jährigen SchülerInnen einen Auszug seines „Schiller Balladen Raves“ darzubieten, ohne Schnick-Schnack, ohne Scheinwerfer, ohne das elegante Schwarz einer Theaterbühne, ohne Dolby-Surround-Erlebnis.
Dabei handelt es sich hier um Philipp Hochmair, richtig gelesen, der Philipp Hochmair, zweifacher Romy-Preisträger, ehemaliges Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters, Schauspieler am Hamburger Thalia Theater, blinder Kommissar in der ORF/ARD-Serie „Blind ermittelt“, Joachim Schnitzler in „Die Vorstadtweiber“ und quasi Pop-up-Jedermann bei den Salzburger Festspielen 2018. Damals erkrankte Tobias Moretti, ebenfalls ein ganz Großer, unerwartet von einem Tag auf den anderen und Philipp Hochmair ließ sich auf die Odyssee ein und brillierte, natürlich, inspiriert vom Extremen.
Vergangenes Jahr war Philipp Hochmair für den Deutschen Fernsehpreis nominiert. Die Verkörperung des SS-Obergruppenführers Reinhard Heydrich in „Die Wannseekonferenz“ sei seine bisher größte Herausforderung gewesen, so der Schauspieler.
Dann kam der Turnsaal des BRG. Philipp Hochmair reiste wohlgemerkt mit dem Zug von Wien nach Krems, auch das ist bemerkenswert. Das „TurnlehrerInnen-Kammerl“ wurde kurzerhand zur Künstlergarderobe umfunktioniert, seine Bühne bestand aus drei, vier Elementen eines Sprungkastens, dazu ein Schlagzeug und Fritz Rainer, renommierter Theatermusiker, Komponist, Arrangeur, Musiker und Sounddesigner. Unsere SchülerInnen, die, wie manche selbst zugaben, nicht unbedingt zu Hochmairs „Zielgruppe“ zählten, staunten nicht schlecht, als dieser in Camouflage-Anzug und Springerstiefeln in ihren Turnsaal einmarschierte. „Schiller, komm zu uns, Schiller, wo bist du?“ Und dann war er da, Schiller, der große Dichter der deutschen Sprache und Mitbegründer der Weimarer Klassik.
Serviert wurden „Der Handschuh“, „Die Bürgschaft“ und Goethes „Erlkönig“ und zum krönenden Abschluss „Der Taucher“, in Philipp Hochmair-Manier, brachial, radikal, unkonventionell. Im Abgang stürzte er sich gekonnt in den Schlund der Charybdis, in diesem Fall auf den Parkettboden unseres bescheidenen Turnsaals: „Es kommen, es kommen die Wasser all, sie rauschen herauf, sie rauschen nieder, den Jüngling bringt keines wieder.“ (Der Taucher).
Gemeinsam mit Linda Kagerer (7A) und Jonathan Somera (7B), welcher übrigens die erste Strophe der „Bürgschaft“ vor versammelter Mannschaft aus dem Stegreif ins Mikrofon rezitierte, verneigte er sich vor seinem jubelnden Publikum und wir uns vor ihm, in Gedanken. Das ist wahre Größe.
Danke für dein Kommen, Philipp Hochmair, „es ist euch gelungen, Ihr habt das Herz mir bezwungen“(Die Bürgschaft).
Bericht: Sandra Humer